hochsensibilität

Bist du leicht überwältigt von starken Gerüchen, groben Stoffen, lauten Geräuschen, hellem Licht? Hast du ein intensives und reiches Innenleben? Berührt dich Musik besonders tief? Sind Orte mit vielen Menschen und vielen Eindrücken für dich anstrengend und klingen lange nach? Bist du eher schreckhaft? Zeichnen dich  Gewissenhaftigkeit und Pflichtbewusstsein aus? Wühlen dich Veränderungen in deinem Leben schnell auf und beschäftigen dich? Warst du schon als Kind sehr feinfühlig und wurdest vielleicht da und dort als empfindlich bezeichnet?

Wünschst du dir deine Hochsensibilität als Privileg und als Ressource nutzen zu können? Wir arbeiten an deiner inneren Haltung gegenüber deiner besonderen Fähigkeiten und an deinem bewussten Umgang mit deiner Feinfühligkeit. Deine Empfänglichkeit für die Schönheiten und den Tiefgang im Leben, wie auch die intensiven Gefühlsempfindungen, dein Einfühlungsvermögen und den scharfen Blick für die Details, sind deine wunderbaren Eigenschaften als hochsensibler Mensch. Gemeinsam finden wir deinen ganz persönlichen Umgang mit den Herausforderungen deiner Hochsensibilität, so dass du deine idealen Bedingungen für ein Leben voller Farben und Freuden findest.

 



die bedeutung von hochsensibilität

Manche Menschen erleben die Welt um sich herum besonders intensiv. Sie haben außergewöhnlich feine Antennen für die Stimmungen ihrer Mitmenschen, bemerken mehr Details als andere und reagieren empfindlicher auf die Reize, die tagtäglich auf uns einprasseln. Grelles Licht, Gerüche, Krach und Gedränge machen ihnen zu schaffen. Auch innere Empfindungen wie Hunger, Harndrang, ihre Gefühlswelt spüren sie besonders stark. Sie fühlen sich bei Lärm und Unruhe schnell überfordert, meiden Festivals und Rummelplätze, sind anfangs zurückhaltend und brauchen Zeit, um sich auf Neues einzustellen. Oder sie konsumieren fröhlich und setzen sich diesen Reizen aus, können sie dann aber schlecht und langsamer verarbeiten. Die vielen Eindrücke hallen nach. Der Begriff Hochsensibilität gibt vielen Betroffenen Halt. Er hilft ihnen, sich selbst zu verstehen, anderen ihre Bedürfnisse zu verdeutlichen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Hochsensible Menschen werden häufig aus dem Nichts von starken Gefühlen übermannt und bewegende Filme hallen in ihnen länger nach als in anderen. Sie sind außerdem oft lichtempfindlich – Licht erscheint ihnen besonders schnell grell –, vertragen weniger Alkohol und sie bräuchten viel Zeit für sich allein, wenn sie denn auf sich hören. Hochsensible Personen berichten von besonders lebendigen Träumen und leben oft lieber auf dem Land als in der Stadt. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Hochsensible über eine aussergewöhnlich starke Vorstellungskraft und Empathie verfügen.

ursache, entstehung hochsensibilität

Die Quelle der besonderen Empfindsamkeit für innere und äußere Einflüsse scheint eine spezielle Reizverarbeitung zu sein. Allerdings gibt es noch kaum Experimente, die ergründet haben, an welcher Stelle der Reizverarbeitung die Besonderheit liegt. Direkt an den Sinnesorganen wie Augen und Ohren? Auf der Ebene des Thalamus, jener Region im Zwischenhirn, die alle Sinneseindrücke passieren müssen, die ins Bewusstsein gelangen? Oder noch eine Stufe höher, wenn es im Gehirn darum geht, Reize mental einzuordnen und zu bewerten? Es gibt jedoch erste Befunde, die darauf hindeuten, dass Hochsensibilität auf einer höheren Verarbeitungsebene verursacht wird, also eher psychologischer als physiologischer Natur ist: Hochsensible berichten häufig, dass sie Signale aus dem Körperinneren besonders intensiv wahrnehmen.

Die Fachleute sind sich teilweise noch uneinig. Eine Fraktion hält Hochsensibilität für ein angeborenes Temperament. So lassen sich schon bei Babys Unterschiede darin feststellen, wie stark sie auf Reize reagieren, etwa wie schnell Lichter und Geräusche sie zum Weinen bringen. Andere Expertinnen sehen in der Hochsensibilität eher eine Persönlichkeitsfacette, die sowohl durch die Gene geprägt wird, als auch durch die Erfahrungen, die man im Laufe des Lebens macht.

häufigkeit von hochsensibilität

Zur Häufigkeit von Hochsensibilität gibt es verschiedene Schätzungen. Je nach Erhebung rangieren 10 bis 30 Prozent der Menschen am oberen Ende der Hochsensibilitäts-Skala. In vielen Erhebungen zeigen mehr Frauen als Männer Kennzeichen von Hochsensibilität. Warum das so ist, ist allerdings noch unklar. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass Hochsensibilität biologischen Merkmalen entstammt. So könnten bestimmte hormonelle Einflüsse Hochsensibilität begünstigen. Der Geschlechterunterschied könnte aber auch in erlernten Rollenbildern wurzeln. Nach denen gelten Frauen immer noch als feinfühliger und emotionaler. Sensibel zu sein widerspricht dem vermeintlichen Idealbild des starken Mannes, sodass Männer ihre empfindsame Seite womöglich eher verstecken. Betroffenen Männern fällt der Umgang mit ihrer Hochsensibilität deshalb oft schwerer als Frauen.

Fragebogen von Elaine Aron zu hochsensibilität

Hochsensibilität Test: HSP-Skala. Die Highly Sensitive Person Scale war der erste und bleibt bislang der wichtigste Fragebogen auf dem Gebiet. Elaine Aron stellte ihn 1997 vor und legte damit den Grundstein für die Erforschung der Hochsensibilität. Als Richtwert gibt Elaine Aron an: Wer bei dem Test mehr als 14 der Aussagen zustimmt, ist wahrscheinlich hochsensibel. Da es sich bei der Sensibilität jedoch wahrscheinlich um ein Konzept mit fließenden Übergängen handelt, ist die Trennlinie zwischen sensibel und hochsensibel nicht scharf zu ziehen. Der Test dient lediglich als Anhaltspunkt:

 

- Ich lasse mich leicht von starken Sinneseindrücken überwältigen.

- Ich nehme in meiner Umgebung viele Feinheiten wahr.

- Die Stimmungen anderer Menschen beeinflussen mich.

- Ich neige zu Schmerzempfindlichkeit.

- Ich habe das Bedürfnis, mich an anstrengenden Tagen ins Bett, einen abgedunkelten Raum oder an einen anderen Ort     zurückzuziehen, wo ich mich von Reizen erholen kann.

- Ich reagiere besonders empfindlich auf die Wirkung von Koffein.

- Ich bin leicht überwältigt von Dingen wie hellem Licht, starken Gerüchen, groben Stoffen oder Sirenen.

- Ich habe ein reiches, komplexes Innenleben.

- Ich fühle mich bei lauten Geräuschen unwohl.

- Kunst oder Musik berühren mich tief.

- Meine Nerven sind manchmal so gereizt, dass ich mich der Situation entziehen muss.

- Ich bin sehr gewissenhaft.

- Ich erschrecke leicht.

- Ich werde unruhig, wenn ich viel zu tun und wenig Zeit dafür habe.

- Wenn sich Menschen an einem Ort unwohl fühlen, weiß ich, was zu tun ist, um ihn für sie angenehmer zu gestalten (zum     Beispiel die Beleuchtung oder die Sitzordnung ändern).

- Es nervt oder überfordert mich, wenn man versucht, mir zu viele Dinge auf einmal zuzumuten.

- Ich bemühe mich, keine Fehler zu machen oder Dinge zu vergessen.

- Ich meide gewalttätige Filme und Fernsehsendungen.

- Ich werde unangenehm erregt, wenn um mich herum viel los ist.

- Großer Hunger löst bei mir eine starke Reaktion aus, die meine Konzentration oder Stimmung stört.

- Veränderungen in meinem Leben wühlen mich auf.

- Ich nehme zarte oder feine Düfte, Geschmäcker, Klänge, Kunstwerke wahr und genieße sie.

- Ich finde es unangenehm, wenn viel auf einmal los ist.

- Ich lege großen Wert darauf, mein Leben so zu gestalten, dass ich aufregende oder überwältigende Situationen vermeide.

- Intensive Reize wie laute Geräusche oder chaotische Szenen stören mich.

- Wenn ich mit anderen konkurrieren muss oder bei der Ausführung einer Aufgabe beobachtet werde, werde ich so nervös     oder zittrig, dass ich viel schlechter abschneide als sonst.

- Als ich ein Kind war, betrachteten meine Eltern oder Lehrer mich als sensibel oder schüchtern.

hochsensibilität ist keine krankheit

Hochsensibilität ist nach dem aktuellen Forschungsstand am ehesten eine Art Charaktervariante, auch wenn Fachleute darüber streiten, wie sinnvoll das Konzept ist. Als Krankheit gilt Hochsensibilität jedoch eindeutig nicht. Es gibt allerdings Störungen, denen – wie auch bei der Hochsensibilität vermutet – eine besondere Reizverarbeitung zugrunde liegt. Dazu gehören das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) oder die Autismus-Spektrum-Störung. Diese führen allerdings oft zu einschneidenderen Einschränkungen für die Betroffenen und verursachen meist bedeutsames Leid. Obwohl auch Hochsensible zuweilen mit ihrer Empfindsamkeit hadern, ist diese nicht pathologisch. Mit dem Wissen über sich und seine Bedürfnisse lassen sich die Lebensbedingungen nämlich in vielen Fällen passender gestalten und die Vorteile der Hochsensibilität genießen.

hochsensibilität bei kindern

Bei Kindern können verschiedene Verhaltensweisen auf Hochsensibilität hindeuten, etwa eine ungewöhnlich starke Aversion gegen bestimmte Lebensmittel oder Materialien. Wenn sie bei den kleinsten Geräuschen aufwachen, sich bei Lärm die Ohren zuhalten oder Berührungen vermeiden, könnte ebenfalls Hochsensibilität vorliegen. All das kommt aber auch hin und wieder bei durchschnittlich sensiblen Kindern vor oder kann ein Hinweis auf ein anderes Problem sein.

 

Beim Verdacht, dass dein Kind unter einer ungewöhnlichen Reizempfindlichkeit leidet, solltest du dich an eine Kinderärztin oder einen Psychologen wenden. Die unbedenkliche Hochsensibilität muss von Störungen, die sich teilweise ähnlich äußern, unterschieden werden - Autismus-Spektrum-Störung oder dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom ADHS.

Quelle: Psychologie heute 24. Nov. 2022